Mit dem Boot nach Guatemala

05:15 am Morgen. Wir machen uns mit dem Minibus auf den Weg nach Guatemala um die Ruinen von Tikal zu besichtigen. Nach vier Stunden Fahrt durch mexikanisches Dschungel-Gebirgsland kommen wir an der Grenze zu Guatemala an. Die beiden Länder sind durch einen Fluss getrennt. Der mexikanische Beamte fragt nach ob wir wieder nach Mexiko einreisen wollen. Ich sage: „Ja.“ Auf einmal möchte er 20 Euro pro Person haben. Ich entscheide mich neu und behaupte, dass ich doch nicht mehr nach Mexiko will. Der Beamte ist sichtlich verwirrt und will das Geld einstreichen. Ich tue so als ob ich ihn nicht verstehe und lächle viel dabei. Ich glaube, dass ich hier mit Freundlichkeit weiter komme. Nach einigen lächelnden „no entendido“ meinerseits stempelt der Beamte unsere Pässe und wir können ohne zu zahlen Mexiko verlassen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Von Schmiergeldzahlungen

Das tun wir mit einem Langboot, indem wir den Fluss überqueren. Und schon sind wir in Guatemala. Dort werden wir nach einer Stunde warten von einem Bus aufgenommen. Wir fahren erst einmal mit zwölf anderen Touristen durch den Dschungel. Eine geteerte Straße gibt es nicht. Einreisestempel haben wir auch nicht. Unterwegs sehen wir Kinder, die geschnürtes Holz auf dem Rücken transportieren. Sie sind vielleicht sechs Jahre alt und allein unterwegs.

Nach anderthalb Stunden Fahrt kommen wir an einem Häuschen an. Davor Uniformierte, die gerade einen Fahrer abtasten. Hier sollen wir unseren Einreisestempel bekommen. Im Internet las ich von Schmiergeldern, die zu zahlen seien. Ich lasse die anderen Touristen vor um Informationsüberlegenheit herzustellen. Ich habe bisher keine Idee wie ich an einer solchen Schmiergeldzahlung vorbei komme. Fünf Dollar will der Beamte hinter dem Schalter. Einer der Touristen fragt warum. Der Mann hinter dem Schalter hat nur gelacht. Der Tourist zahlte.

Wir waren dran. „Buenos Dias“ sage ich freundlich. Der Beamte schaute in den Pass und stempelte fleißig. Dann will er die fünf Dollar, wie bei den anderen auch. „Porque?“ frage ich. Er lacht nicht. Ich habe die Frage ja auch nicht lustig gestellt, sondern mit meiner Zweifelsfalte im Gesicht. Er hält unsere Pässe zurück und händigt uns stattdessen zwei Einreiseformulare aus. Damit schickt er uns raus. Unsere Pässe hat er noch. Mit ein wenig zittrigen Händen fülle ich den Schein aus. Wir gehen wieder rein. Ohne weitere Anstalten bekommen wir unsere Pässe wieder. Geschafft. Wir sind die Einzigen, die ohne Schmiergeldzahlung aus dem Büro kommen.

Doch ich denke mir: Sicherlich ist eine solche illegale Zahlung unschön für uns. Doch sicherlich wird auch ein Teil dieser Region durch diese Zahlungen am Leben erhalten. Die Fahrt vorbei an Kindern mit Holz auf dem Rücken und Bauern, die ihre Maisfelder mit der Hand bestellen. Werkzeuge sind ein Stock zum stanzen eines Saatloches und eine Machete zur Ernte. Diesen Menschen geht es wirklich schlecht. Tatsächlich würde ich es nicht merken ob ich fünf Euro mehr oder weniger zahle. Ich freue mich über meine Fuchshaftigkeit. Aber diesen Menschen habe ich vielleicht wieder etwas vorenthalten.

Wir kommen in El Remate an. Es ist schon dunkel. Noch schnell buchen wir die Tour zu den Ruinen nach Tikal am nächsten Morgen. Unterwegs haben wir Reisefreunde gefunden. Michael (w), Ignacio und José begleiten uns. Bei Tagesanbruch stehen wir inmitten der Ruinen von Tikal. Ich finde sie überwältigend. Auf der höchsten Pyramide verweilen wir. Ich habe Tränen in den Augen. Der Anblick des Regenwaldes mit den herausragenden Ruinen beeindruckt mich zutiefst.

Nach vier Stunden sind wir auf dem Rückweg zur Unterkunft. Unsere drei Reisefreunde machen sich sofort auf um Weiterzufahren. Ein solches Reisetempo ist Viola und mir zu hoch. Die letzten Tage waren anstrengend. Wir bleiben wollen noch einen Tag bleiben, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Während die anderen weiterreisen legen wir uns zum Mittagsschlaf hin. Erst morgen geht es über Belize zurück nach Mexiko – an den die karibische Küste.

3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

Das hört sich ja mal nach einer aufwendigen Anreise an. Aber die Belohnung am Ende scheint ja die Mühen auszuzahlen.
Vielleicht macht die Abgelegenheit der Ruinen diese nochmal besonderer.

Hey Georg, von Palenque ist man einen Tag unterwegs um die Ruinen zu besichtigen. Wir sind von dort aus aber weiter Richtung Osten an den Pazifik gefahren. Es lag also „auf dem Weg.“ Nicht nur die Ruinen sind klasse, vor allem auch der Dschungel. Liebe Grüße

Wooow ihr seid genau auf meinem Trip von damals gewesen. Es kommt mir alles so bekannt vor . Nun habe ich Pipi in den Augen…..Weiter so:-)