Wir waren vier Wochen in Kolumbien unterwegs – besucht haben wir Bogotá und Medellín. Die beiden Städte liegen im Landesinnern und sind 520km von einander entfernt. Diese Strecke wird aufgrund der Höhenmeter und der Straßen von einem Reisebus innerhalb von zehn Stunden bewältigt. Bogotá liegt auf 2640m und Medellín auf 1538m.

Steffen hat es vor einigen Tagen gut zusammengefasst: „Zu einem touristischen Aufenthalt würde ich Bogotá nicht mehr besuchen.“ Diesen Eindruck teile ich. Die Stadt ist wahnsinnig voll, rau, irgendwie ungemütlich und mit einem latenten Unsicherheitsgefühl belegt. Medellín empfinden wir gehobener. Das Wetter ist wesentlich besser, weil unendlicher Frühling. Die Stadt besteht fast nur aus roten Sandsteinbauten und ist viel grüner.

Highlights in Kolumbien

  • Meetup digitaler Nomaden in Medellín
  • Seilbahnen als Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes in Medellín
  • Besuch einer Keramikfabrik
  • Kaffee in der „Escuela de Baristas“ in Bogotá und lustige Gesichter in unserem Milchschaum
  • Mittagstisch für rund 2 EUR p.P. inklusive Getränk, immer mit leckerer Suppe
  • Super günstige Taxifahrten: Es fühlt sich so dekadent an.
  • Steffens Geburtstag
  • Verschiedene lustig-glibschige Alien-Früchte, die wir noch nicht zuvor gesehen haben.
  • Streetart in Bogotá und farbenfrohe Hauswände
  • Zusammentreffen mit kolumbianischen Freunden und Familienmitgliedern unserer Hosts

Was touristische Attraktionen angeht, haben wir davon wenig besucht. Wir haben viele Freund- und Bekanntschaften geschlossen. Dazu gehört die Familie unserer Hosts Chad und Yulieth, die alten Ladies vom Straßengrill und der Verkäufer am Kiosk. Und wir kennen ein paar digitale Nomaden mehr. In der Nähe von Bogotá hat unser Host Orlando uns zum Grillen mit zu seinen Freunden genommen. Wir waren eine Attraktion. Unser Spanisch wird langsam besser, auch wenn wir uns nach wie vor viel mit Händen und Füßen unterhalten. Abhängig davon, welchen Dialekt der Geprächspartner hat und wie schnell er redet, verstehen wir fast alles – oder gar nichts.

Kosten in Kolumbien und kolumbianische Pesos

In Mexiko hatten wir in Oaxaca das Glück 4 Wochen lang bei Farina und Octavio zu wohnen. Abgesehen von einem gemütlichen WG-Leben hat uns das unfassbar günstige Unterkunftskosten von unter 10 EUR pro Nacht für zwei Personen beschert. In Kolumbien haben wir zwar auch Airbnb genutzt, doch hatten Unterkunftskosten von 15 bis 20 EUR pro Nacht.

Hier die Übersicht unserer Ausgaben:

  • Unterkunft für zwei Personen für 4 Wochen: 564 EUR (immer Privatzimmer via Airbnb)
  • Transport 1397 EUR, inklusive einem Flug nach Jakarta im Juni für 652 EUR für zwei Personen und inklusive 660 EUR für unsere Kreuzfahrt von Kolumbien nach Portugal im Mai. D.h. Wir haben nur 85 EUR für zwei Fahrten zwischen Bogotá und Medellín gezahlt.
  • 965 EUR für tägliches Leben, d.h. alle Mahlzeiten, innerstädtischer Transport und alle Unternehmungen.

In 7 Wochen Mexiko haben wir für das tägliche Leben durchschnittlich 30 EUR pro Tag für zwei Personen ausgegeben. In Kolumbien waren es durchschnittlich 32 EUR pro Tag. Kolumbien ist insgesamt noch einmal ein wenig günstiger als Mexiko. Doch haben wir uns dadurch verleiten lassen großzügiger zu sein (Taxi, diverse Mahlzeiten außer Haus, kein festes Tagebudget) und sind deswegen in unseren Tagesausgaben gestiegen.

Die Preise betragen in etwa die Hälfte des deutschen Preisniveaus. Das ändert sich aber permanent – als wir ankamen war der Wechselkurs noch 1 EUR zu 3.500 COP. Heute ist der Kurs schon 3.700 COP. Das freut das Budget des Reisenden, ist aber verheerend für die Kolumbianer. Vor einem Jahr war der Kurs noch etwa 2.700 COP. Die Regierung hat nun beschlossen die Nullen von den Geldscheinen zu streichen und durch die Markierung „Mil“ zu ersetzen. Eine Schönheitskorrektur.

Weiterreise und Ausblick

Während ich diesen Beitrag schreibe, bin ich in Rio de Janeiro, Brasilien. Nur 10 Minuten von unserer Unterkunft entfernt ist der Strand von Ipanema. Copacabana ist der sich anschließende Stadtteil. In der nächsten Woche besuchen wir verschiedene Veranstaltungen zum Thema ortsunabhängiges Arbeiten. Wir wollen uns besser vernetzen, neue Ideen und Feedback bekommen.

Wir werden noch bis Ende Mai in Südamerika sein. Am 28. Mai legt ein Schiff von Cartagena, Kolumbien, ab und nimmt uns mit nach Portugal. Von Europa aus fliegen wir Ende Juni nach Indonesien weiter und wollen den Rest des Jahres in Asien verbringen. Der Flug nach Jakarta ist schon gebucht. In Südamerika wollen wir uns mit dem Bus weiterbewegen.

Ideen haben wir viele, doch die genaue Reiseroute steht noch nicht.

Reisen in Kolumbien: Fazit

Bogotá hat 8 Millionen Einwohner, Medellín 2,5 Millionen. Insgesamt hat Kolumbien 47 Millionen Einwohner und ist fast vier Mal größer als Deutschland. Die Arbeitslosigkeit in Kolumbien beträgt angeblich etwa 9%. Tatsächlich vermute ich, dass die Statistik wegen Überbesetzung im Service noch ganz vernünftig aussieht. In allen Shops, Restaurants und Cafés ist zu viel Personal. An einer Supermarktkasse stehen immer zwei Personen. An jedem zweiten Gang steht ein (gelangweilter) Einkaufsberater. In einem leeren Restaurant sind 8 Kellner. Viele Jobs scheinen zum größten Teil aus Warten zu bestehen. Steffen meint: „Ist ja wie die Personalplanung der Bundeswehr.“

Die kolumbianischen Frauen sind schön. In Medellín herrscht endloser Frühling und ein wunderbares Klima.

Mahlzeiten sind in der Regel frittiert oder gegrillt. Besonders gut schmecken uns die frittierten Käsestangen. Aber auch diverse gegrillte Schweine- und Rindensteaks finden wir lecker. Ich bin im Paradies deftiger Suppen.

Die Kolumbianer sind herzlich, unkompliziert und gastfreundlich. Wir haben schnell viele Kontakte geknüpft und kannten in Medellín bald die halbe Nachbarschaft. Steffen kommt bei den kolumbianischen Omas sehr gut an.

Flipflops sind in Kolumbien nicht üblich.

Besonders unsicher gefühlt haben wir uns nicht, aber in Bogotá waren wir nach Einbruch der Dunkelheit (18 Uhr) auch kaum noch unterwegs.

Spanisch ist absolut notwendig. Ein Kurs vor der Abreise lohnt auf jeden Fall.

Es gibt noch viel zu sehen in Kolumbien. Zum Beispiel Cartagena, Santa Marta, Ciudad Perdida oder Bucaramanga.

Steffen meint: „Alles in allem hat mir Kolumbien sehr gut gefallen. Vor allem, dass wir mit sehr vielen Menschen in Kontakt gekommen sind. Sehenswürdigkeiten? Finde ich nett. Aber sie bewegen meine Seele nicht so sehr. Viel mehr spricht mich an mit einem Pfarrer auf einen kleinen Hügel zu fahren, wo sich die jugendlichen Biker treffen. Dort unter den Leuten zu sein, einzutauchen – das finde ich spannend. So passiert in Medellin. Oder mir in der Keramikfabrik mit Händen und Füßen erklären zu lassen, wie sie ihre Tassen herstellen. Oder in einer Kartonfabrik Verpackungen ordern. So lernen wir den Charakter des Landes kennen, der sich mit dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten nicht erschließen lässt.“

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

Liebe Viola und Steffen,
ich freue mich immer von euch zu höre, dass es euch gut geht. Inzwischen seit ihr schon fast vier Monate unterwegs und habt viel Neues und Spannendes erlebt und offenbar viele liebe Menschen getroffen. Wie läuft das mit dem Wahrnehmen, habt ihr dafür soviel Zeit wie ihr euch wünscht und könnt auch anhalten wo es euch gefällt? Wie ist es mit Heimweh und eben neue Freunde gefunden und morgen wieder weiterreisen?
Ich stelle es mir schwer vor.
Ich hoffe ihr reist weiter mit guter Laune und tollen Bilder im Kopf und für uns im Blog.
Seit gedrückt und machts gut
Gabi
Steffen dir noch nachträglich alles Gute zum Geburtstag

Hallo Mama,
die Zeit vergeht wie im Fluge.
Obwohl wir gerne mehrere Wochen an einem Ort sind, kommt mir unser Reisetempo ziemlich hoch vor. Es bricht mir immer ein bisschen das Herz, wenn wir von Octavio und Farina losreisen oder von Chad und Yulieth. Gerade hat sich ein Rhythmus gefunden – des Alltags, des Zusammenlebens – und dann reisen wir weiter.
Aber Aufbruch ist natürlich ein Kern des Unterwegs Seins.
Dann kommen wir aber zum Beispiel in Rio de Janeiro an und es ist einfach überwältigend.
Steffen meditiert jeden morgen und der Blog ist auch ein gutes Reflexionsjournal. Innehalten können wir aber sich noch mehr.
Kuss, Viola