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Deutsche Muffelgesichter

Seit einer guten Woche bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Ich hatte mich auf einen Kulturschock eingestellt, ausdruckslose deutsche Muffelgesichter. Ich näherte mich auf dem Flughafen in Doha dem Gate zum Flug nach Berlin und da waren sie – bleiche schmale Lippen mit schlecht gelauntem Gesichtsausdruck. Als ich ins Flugzeug stieg lief mir im Gang ein Kleinkind vor die Füße. Ich verlangsamte meine Bewegung um Rücksicht auf das Kind zu nehmen. Ich bin mir sicher die Zweijährige und ich hätten beide unsere Interessen weiter verfolgen können – indem ich vorsichtig vorbei geschritten wäre und die Kleine weiter hätte erkunden können. Diese Situation wurde aber durch das genervte und überenergische Eingreifen der Mutter aufgelöst, so dass das Kind lauthals zu Schreien anfing.

Zwei Reihen weiter hinten kommentierte eine dickliche Endzwanziger mit brandenburgischem Akzent: „Wenn das mit dem Jeschreie hier so weiter jeht, raste ich aus.“ Meine Lippen wurden schmal und ich merkte wie meine schlechte deutsche Laune hochkam. Jetzt war ich wieder einer von ihnen. Das, wovor ich mich gefürchtet hatte, war ich nun selbst geworden. „Wie will ich also einen Unterschied machen, wenn ich’s doch genau so mache?“

Also entschied ich mich um und versuchte mich fortan abzugrenzen. „Die schlechte Laune anderer bin nicht ich.“ „Ich bleibe bei meiner Linie, egal wie andere sich verhalten.“ Das half. Damit war der Kulturschock einigermaßen überwunden. In Berlin angekommen schaute ich mit einem neuen Blick auf die Menschen und stellte bei Muffeln fest: „Ah, so sind die also – interessant. Die würden wahrscheinlich auch gern anders drauf sein.“ und konnte Mitgefühl entwickeln.

Ich merkte auch, dass wenn ich mit Muffeln redete und mich nicht anstecken ließ, sich ihre Laune und Freundlichkeit deutlich verbesserte. Ich war die Veränderung geworden, die ich bewirken wollte – jedenfalls für jetzt.

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Viel in Bewegung

Die erste Woche war für mich sehr bewegt. Ich war traurig, dass die Reise „zu Ende“ war. Die Rückankunft nach Deutschland war für mich ein Meilenstein. Drei Jahre intensives sparen, ein Jahr aktive Vorbereitung und anderthalb Jahre Reisen lagen nun hinter mir. Nun saß ich hier allein in Claudias (eine gute Freundin) Wohnung, schaute aus dem Fenster ins nassgrau und musste erneut fürchterlich losweinen. Das alles ist jetzt zu Ende. Zwanzig Minuten und eine Dusche später hatte ich mich wieder gefangen.

Mein Ankommen wurde mir gerade durch Claudia sehr angenehm gemacht. Sie hatte mir Jogurt gekauft und mein Couchbett bereits bezogen. Außerdem schenkte mir Philipp Katzenzungen und meine Mentoren hatten guten Rat für mich: „Jetzt beginnt eine neue Reise.“ Das konnte ich für mich bejahen. Außerdem gab mir Ellen mein Fahrrad wieder, Melvin ließ mich kostenlos im Fitnessstudio trainieren, ich aß Rainers Kaubonbons, wurde von Matthias zur Pizza eingeladen und bekam von Bernd Honig geschenkt. Ich wurde so herzlich empfangen, dass ich einfach nur Dankbar bin.

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„Es geht weiter…“

Außerdem fragte ich mehrere Freunde, wie sie die Rückkehr ihrer langen Reisen erlebt haben. Sie berichteten, dass es ihnen allen so ging wie mir. Nicht mehr Reisender und auch nicht Angekommen – einfach zwischen den Welten.

Als ich eben mit gepacktem Rucksack bei Claudia aufbrach, um den nächsten Monat in Magdeburg zu verbringen, fühlte ich mich wieder wie ein Reisender. Ich hatte den vertrauten Gedanken von „Jetzt geht es weiter zu einem neuen Abenteuer“ mit dem dazugehörigen Gefühl und realisierte: „Ich reise doch noch.“ Dieses mal nach Magdeburg, zurück zu meinen Wurzeln.

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